Französisch 5 – DVD

Bevor ich auf die neu erschienenen DVD eingehe, sei noch auf die zunehmende Verbreitung von ebooks hingewiesen. Everyman Chess ist diesbezüglich der Vorreiter. Die erwähnten Publikationen können auch als mit Chessbase kompatibles ebook gekauft werden. Wenn man sich bei einem Schachopen kurz vor Beginn der Partie die Empfehlungen des bevorzugten Französisch-Gurus einprägen will, ist das schnelle Nachspielen mit einem Datenbankprogramm erfolgversprechender als das Auswendiglernen vom Blatt. Welche Auswirkungen diese Praxis auf den Buchverkauf haben wird, bleibt abzuwarten.

Von der Vielzahl der erschienenen DVD insbesondere aus dem Hause Chessbase sei zunächst das virtuelle Pendant zu Khalifmans Serie erwähnt. Der FIDE-Weltmeister und Nationalmannschafts-Theorietrainer Rustam Kasimdzhanov hat 2007 ein Repertoire zusammengestellt, welches drei DVD füllt: Vol. 1: 1.e4 e6 2.d4 d5 3.Nc3 Bb4 4.e5 (mit Dg4); Vol. 2: 3.Nc3 Nf6 4.e5 Nfd7 5.f4 c5 6.Nf3 Nc6 7.Be3; Vol. 3: 3. ..de4: 4.Se4.

Mit dem ehemaligen Kasparow-Sekundanten Victor Bologan wurde ein weiterer Weltklasse-GM verpflichtet, um den Zuschauer „Fit for the French“ zu machen. Bologan führt bei einer Gesamtspielzeit von über fünf Stunden drei Partien zu 3….dxe4, eine zu 3…Sc6, sieben Partien zur Steinitz-Variante 3…Sf6 4.e5 und 10 Partien zur Winawer-Variante (mit Dg4) vor. Viel hängt von der Präsentation durch den Vortragenden ab. Bologan zeigt nicht den bei Williams auffallenden Enthusiasmus, seine Partievorstellungen sind nüchtern und präzise.

Einer der erfahrensten Großmeister mit diesem Medium, Nigel Davies, führt in einer 2010 erschienenen DVD mit einer Gesamtspielzeit von vier Stunden in die „French Defence Strategy“

ein. Die von ihm vorgestellten Klassiker finden sich auch in den genannten Einführungen a la „Wie spielt man“, so z.B. der schlechte Damenläufer anhand der Partie Tarrasch-Teichmann,

die weiße Bauernkette anhand der Partie Tarrasch-Von Gottschall,

das Ausnutzen des schwarzen Isolanis auf d5 anhand der Partie Karpow-Uhlmann
[Event „Madrid“]
[White „Karpow, Anatoly“]
[Black „Uhlmann, Wolfgang“]
[Result „1-0“]
[ECO „C09“]
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nd2 c5 4. exd5 exd5 5. Ngf3 Nc6 6. Bb5 Bd6 7. dxc5 Bxc5 8. O-O Nge7 9. Nb3 Bd6 10. Bg5 O-O 11. Bh4 Bg4 12. Be2 Bh5 13. Re1 Qb6 14. Nfd4 Bg6 15. c3 Rfe8 16. Bf1 Be4 17. Bg3 Bxg3 18. hxg3 a5 19. a4 Nxd4 20. Nxd4 Nc6 21. Bb5 Red8 22. g4 Nxd4 23. Qxd4 Qxd4 24. cxd4 Rac8 25. f3 Bg6 26. Re7 b6 27. Rae1 h6 28. Rb7 Rd6 29. Ree7 h5 30. gxh5 Bxh5 31. g4 Bg6 32. f4 Rc1+ 33. Kf2 Rc2+ 34. Ke3 Be4 35. Rxf7 Rg6 36. g5 Kh7 37. Rfe7 Rxb2 38. Be8 Rb3+ 39. Ke2 Rb2+ 40. Ke1 Rd6 41. Rxg7+ Kh8 42. Rge7 1-0
usw. Es geht also nicht um die Vermittlung der aktuellen Theorie, sondern um die Kenntnis von Schlüsselpartien zu den wichtigsten strategischen Themen. Dies gelingt dem Präsentierenden in „anschaulicher“ Weise.

Natürlich sind auch hier – wie bei der Lektüre der englischsprachigen Literatur – englische Sprachkenntnisse Voraussetzung.